Am heutigen Tage ist es nun so weit: Es ist bereits die Haelfte unserer Tage hier hinter uns. Erstaunlich, wie schnell die Zeit hier vergeht. Obwohl ich mich hier inzwischen schon ziemlich zu Hause fuehle, kommen mir die ersten Tage hier nicht soo weit entfernt vor, wie sie anscheinend schon sind. Aber gut. Was habe ich neues zu berichten?
Diesen Blog moechte ich zweierlei Themen widmen. Zum einen folgt, wie gewohnt, ein Bericht zum letzten Wochenende, zum anderen will ich ein paar Worte zu meinem Projekt loswerden. Zunaechst ersteres.
Das vergangene Wochenende war ein wenig ereignisreiches. Der Samstag vergeht wie im Flug, ohne besonderen Grund. Regnerisches und windiges Wetter laesst uns in unserem Zimmer verweilen. Der gestrige Sonntag gestaltet sich ein bisschen spannender: Wir besuchen das Museum of Transport and Technology, kurz: MOTAT. Der Titel des Museums laesst darauf schlieszen, was die Hauptexponate sind: Transportmittel. Das Museum besteht aus zwei Teilen, die ein paar Kilometer voneinander entfernt sind. Zwischen diesen verkehrt halbstuendlich eine alte Straszenbahn. Die einzige Straszenbahn in Auckland, wenn ich richtig informiert bin. Im ersten und groeszeren Teil des Museums gibt es alte Autos, Motorraeder, Eisenbahnen, Fahrraeder und Traktoren zu sehen. Kurz bevor wir die Tram zum zweiten Teil besteigen, gehen wir noch ins Spaceshuttle. Es stellt sich heraus, dass dieses ein Schuettelkino ist. Es simuliert ein Fahrt auf einem seltsamen Schienengeraet irgendwo auf einem fiktiven Planeten im Weltall. Halbwegs passend zu dem Film auf der Leinwand schuettelt der ganze Raum ein wenig. Doch nicht besonders aufregend. Schade.
Der zweite Teil des Museums hat vor allem Luftfahrt und Militaer zum Thema. Zusaetzlich verkehrt dort auf einer kurzen Strecke eine alte Dampflokomotive. Viele alte Flugzeuge stehen in einem groszen Hangar. Eng aneinander, uebereinander, ineinander verkeilt. Zu viele Flugzeuge in dem riesigen Raum. Kein Wunder. Der Groszteil dieses Museumsteils wird gerade renoviert und ist deshalb eine Baustelle. Drauszen wartet eine Ueberraschung auf uns: Es besteht die Moeglichkeit mit einem Panzerartigen Truppentransporter und mit einem groszen Truckartigen Transporter mitzufahren. Wir fahren mit beiden Militaerfahrzeugen eine Runde mit. Das Kettenfahrzeug ist zwar wesentlich lauter als der Truck, dafuer allerdings ueberraschenderweise weitaus ruhiger (weniger geschuettel). Das wars eigentlich auch schon, was wir erlebt haben. Wie gesagt, ein wenig spektakulaeres Wochenende!
Nun, da ich schon oefter gefragt wurde, was ich hier eigentlich mache, will ich kurz beschreiben worum es in dem Projekt geht, an dem ich arbeite: Mein Job ist es, eine schon seit langem existierende Homepage zur Speziesidentifikation mithilfe von DNA-Sequenzen neu aufzubauen: DNA Surveillance, so heiszt das System, wurde vor langer Zeit von einem damaligen PhD-Studenten programmiert und ist leider nicht ganz frei von Fehlern. Da aber kein Quellcode zu diesem Projekt vorhanden ist, koennen existente Bugs nicht behoben werden. Da die Seite aber doch von angeblich vielen Forschungsgruppen genutzt wird, hat sich mein Auftraggeber, Howard, dafuer entschieden, die Seite neu aufbauen zu lassen. Sprich: Es wird ein bereits existentes System aufgebaut, jedoch nicht kopiert! Es soll natuerlich ein neues, aktuelleres, vielleicht sogar interaktiveres System entstehen, dass zwar dasselbe bietet, aber (hoffentlich) fehlerfrei und (wenn nicht fehlerfrei) zumindest wartbar und erweiterbar ist.
Ein moeglicher Anwendungsfall fuer DNA Surveillance koennte so aussehen: Es besteht der begruendete Verdacht, dass ein Restaurant anstelle des auf der Speisekarte gelobten koestlichen Huehnerfleischs, Rattenfleisch an die Kunden verfuettert, da der Inhaber einerseits Geld sparen will, andererseits irgendwie Herr des hauseigenen Rattenproblems werden will. Ein frecher Laborant geht dorthin, bestellt sich eine Portion des ominoesen Gerichts, und isst es brav auf. Einen kleinen Happen nimmt er sich fuer spaeter mit nach Hause. Ein paar Tage spaeter missbraucht er die wertvollen Labor-Resourcen seines Arbeitgebers dazu, die Probe zu sequenzieren. Sobald er die Ausgabe des Sequencers zur Verfuegung hat, geht er ins Internet. Er liest EMails, Newsfeeds und schaut Youtube-Videos, genauso, wie er es auch beim Warten auf die Resultate getan hat. Danach vertroedelt er noch wertvolle Arbeitszeit auf Facebook, bis er sich schlieszlich erinnert, dass er eigentlich herausfinden wollte welcher Organismus ihm zum Frasz vorgesetzt wurde. Erfreut, dass schon wieder fast der ganze Arbeitstag vorbei ist, besucht er DNA Surveillance und waehlt 'What Rat is that?'. Er gibt die Sequenz ein und wartet auf das Ergebnis.
Das System funktioniert so: Fuer eine bestimmte Gruppe von Organismen (zum Beispiel Ratten, oder Wale) wird von einem Experten eine Datenbank von Referenzsequenzen eingerichtet. Aus diesen Referenzsequenzen und einer gegebenen Eingabesequenz kann ein phylogenetischer Baum aufgebaut werden, auf dem sodann zu erkennen ist, wo sich, relativ zu den bekannten Referenzorganismen, die DNA-Sequenz des gesuchten Organismus einordnen laesst. Auf gleichen Aesten liegende Sequenze sind einander aehnlicher als welche, die auf unterschiedlichen Aesten angeordnet sind. Zusaetzlich soll eine sogenannte Distanzmatrix den evolutionaeren Abstand zwischen der gesuchten Sequenz und den Referenzsequenzen darstellen. Diese Matrix gibt grob gesprochen an, wie unterschiedlich die Sequenzen sind.
Was habe ich bisher getan? Eine berechtigte Frage, da ja schon mehr als die Haelfte der drei Arbeitsmonate hinter uns liegt.
Im groszen und ganzen steht das System in der Form wie es gewuenscht wurde: Es steht ein Webinterface zur Verwaltung der Datenbank zur Verfuegung, sowie Homepages fuer User-Sequenz-Eingaben und Resultatanzeige. Zusaetzlich zu Baum und Distanzmatrix, wird auch noch ein NCBI-BLAST ausgefuehrt (Sequenzvergleich gegen die wahrscheinlich groeszte Nukleotid-Sequenzdatenbank). Das neue Herzstueck der neuen DNA Surveillance stellt ein Java Applet (eine im Browser laufende Java Anwendung) dar: Es stellt den Baum und die Distanzmatrix dar, ermoeglicht es die Darstellungen in Form von Bildern und Text-dateien zu exportieren und mit dem Baum zu interagieren (Zoomen, usw). Da das System wohl primaer von Biologen verwendet werden wird, die von HTML/PHP/usw nicht allzu viel wissen (wollen), arbeite ich zur Zeit an einem Webinterface, dass die endgueltige DNA Surveillance Instanz generieren soll (Einstellungen, verfuegbare Datenbanken, usw). Wie auch jetzt, sollen auch kuenftig mehrere DNA Surveillance Instanzen zur Verfuegung stehen. Jede interessierte Gruppe kann ihre eigenen Referenzdatenbanken aufbauen und fuer eigene Identifikationszwecke nutzen (Ratten, Wale, Voegel, Seekuehe, etc ... was immer das Herz begehrt). Auch ist erwaehnenswert, dass das neue System nicht mehr nur auf einem Rechner laufen muss, sondern auf viele verteilt werden kann. So kann die Datenbank getrennt vom Webserver sein, der wiederum nicht dort sein muss, wo die Engine zur Errechnung des fuer die Erstellung des phylogenetischen Baums benoetigten Profil-Alignments platziert ist. Ich glaub das reicht soweit...
Auch wenn ich nicht erwarte dass es jemand tut, so ist doch jeder Interessierte eingeladen bei Unklarheiten oder wahrem Interesse Fragen zu stellen. Auch die Kommentarfunktion dieses Blogs darf genutzt werden! Bisher hat sich erst ein mutiger dazu ueberwunden! (Dank an Bernhardus Pulcher ;) )
Montag, 19. April 2010
Montag, 12. April 2010
Skytower und Devonport
Ein weiteres Wochenende liegt hinter uns. Wieder wollten wir nicht die ganze Zeit zu Hause sitzen, daher zwei kleine 'Ausfluege': Samstags auf den Skytower, Sonntags rueber nach Devonport.
Auckland's Skytower ist mit einer Hoehe von 328 Metern der hoechste Turm der suedlichen Hemisphere und angeblich genau doppelt so hoch wie Auckland's zweitgroesztes Gebaeude. Fuer Touristen sind zwei Ebenen zugaenglich: Die eine auf 182, die andere auf 220 Metern Hoehe. Von der unteren aus kann man zum einen eine Etage tiefer gehen um im Restaurant/Bar Bereich Nahrung und Getraenke aufzunehmen, zum anderen ist es auch moeglich den vorbeifallenden Skyjumpern zuzusehen.
Der vom Skytower angebotene Skyjump bietet interessierten die Moeglichkeit aus einer Hoehe von 192 Metern vom Skytower in die Tiefe zu springen, gesichert und (ein wenig) gebremst an einem Seil und gefuehrt von zwei weiteren Fuehrungsdraehten, die Stramm zur am Boden aufgemalten Zielscheibe gespannt sind. Ein aus meiner Sicht nicht besonders reizvolles Angebot, da schon das Stehen und Gehen auf den Glasplatten im Boden auf 182 Meter kein erquickendes Gefuehl ist.
Ein weiteres Abenteuer, das dort angeboten wird ist der Skywalk, der es Interessierten ermoeglicht auf den Stahlgittern, die auf Absprunghoehe des Skyjump den Turm umgeben (an jener Stelle des Turms an der er den groeszten Durchmesser hat), selbigen ebendort, also auszen, (wieder an einem Seil gesichert) zu umrunden. Beide Angebote kommen bei den Touristen recht gut an und man sieht in regelmaeszigen Abstaenden Leute vom Turm fallen/springen (natuerlich nur offizielle Skyjumps, keine Toten!).
Das schoene am Skytower ist der wunderbare Panoramablick auf Auckland und das Meer. Wir hatten Glueckmit dem Wetter. Viele Fotos wurden geschossen!
Auf vielen der gemachten Fotos ist auch das Ziel des folgenden Tages gut zu erkennen: Devonport. Dieser Stadtteil von Auckland liegt auf der anderen Seite der Bucht direkt dem Hafen gegenueber und ist in 12 Minuten mit der Faehre zu erreichen. Obwohl man sich nach wie vor in derselben Stadt befindet, ist doch das Flair in Devonport voellig unterschiedlich zu jenem in Auckland. Waehrend man sich im Stadtzentrum wie in einer Groszstadt fuehlt, hat man in Devonport den Eindruck man waere in einem kleinen Vorort. Wir spazieren zunaechst der Kueste entlang Richtung North Head. Dort wartet ein kleiner alter Vulkanhuegel auf uns. So wie alle nicht bebauten Vulkanhuegel in Auckland, ist auch dieser dicht mit Gras und Baeumen bewachsen.
Wir sehen Paragleiter im vom Meer kommenden Wind am Huegel starten und schweben; Kinder rutschen auf Pappkartons den gruenen Huegel hinunter; Paerchen und Familien picknicken im Gruenen. Wir besichtigen die von Kriegszeiten uebriggebliebenen, begehbaren dunklen Bunkertunnel des Huegels. Das Panorama auf Auckland in die eine und Rangitoto Island in die andere Richtung bietet wieder gute Motive fuer die mitgebrachte, grosze Kamera. Am Fusze des Huegels, Richtung Norden, erstreckt sich der Cheltenham Beach. Wir gehen die Stiege hinab zu ebenjenem, entledigen uns unserer Schuhe und Socken und gehen den Strand entlang bis zu seinem anderen Ende. Das angenehm warme Meer umspuelt mit jeder Welle unsere von Teppichboeden verwoehnten Fuesze.
Um den auf unseren Fueszen klebenden Sand wieder loszuwerden gehen wir zum Mount Victoria barfusz. Auch dieser 'Berg' ist ein netter gruener Huegel im Panorama des Stadtteils und auch hier gab es frueher eine maechtige Geschuetzstellung. Ein paar mal machen wir Halt um Stacheln, die irgendeine verrueckte Pflanze auf der Strasze abgelegt hat, aus unseren Fueszen zu entfernen. Wir ziehen aber dennoch die Schuhe erst wieder am Mt Victoria selbst an. Auch dort haben wir wieder einen herrlichen Blick auf das Devonport umgebende Stadt und Meerpanorama. Wir schieszen Fotos und machen uns wieder auf den Weg zurueck zum Hafen.
Auckland's Skytower ist mit einer Hoehe von 328 Metern der hoechste Turm der suedlichen Hemisphere und angeblich genau doppelt so hoch wie Auckland's zweitgroesztes Gebaeude. Fuer Touristen sind zwei Ebenen zugaenglich: Die eine auf 182, die andere auf 220 Metern Hoehe. Von der unteren aus kann man zum einen eine Etage tiefer gehen um im Restaurant/Bar Bereich Nahrung und Getraenke aufzunehmen, zum anderen ist es auch moeglich den vorbeifallenden Skyjumpern zuzusehen.
Der vom Skytower angebotene Skyjump bietet interessierten die Moeglichkeit aus einer Hoehe von 192 Metern vom Skytower in die Tiefe zu springen, gesichert und (ein wenig) gebremst an einem Seil und gefuehrt von zwei weiteren Fuehrungsdraehten, die Stramm zur am Boden aufgemalten Zielscheibe gespannt sind. Ein aus meiner Sicht nicht besonders reizvolles Angebot, da schon das Stehen und Gehen auf den Glasplatten im Boden auf 182 Meter kein erquickendes Gefuehl ist.
Ein weiteres Abenteuer, das dort angeboten wird ist der Skywalk, der es Interessierten ermoeglicht auf den Stahlgittern, die auf Absprunghoehe des Skyjump den Turm umgeben (an jener Stelle des Turms an der er den groeszten Durchmesser hat), selbigen ebendort, also auszen, (wieder an einem Seil gesichert) zu umrunden. Beide Angebote kommen bei den Touristen recht gut an und man sieht in regelmaeszigen Abstaenden Leute vom Turm fallen/springen (natuerlich nur offizielle Skyjumps, keine Toten!).
Das schoene am Skytower ist der wunderbare Panoramablick auf Auckland und das Meer. Wir hatten Glueckmit dem Wetter. Viele Fotos wurden geschossen!
Auf vielen der gemachten Fotos ist auch das Ziel des folgenden Tages gut zu erkennen: Devonport. Dieser Stadtteil von Auckland liegt auf der anderen Seite der Bucht direkt dem Hafen gegenueber und ist in 12 Minuten mit der Faehre zu erreichen. Obwohl man sich nach wie vor in derselben Stadt befindet, ist doch das Flair in Devonport voellig unterschiedlich zu jenem in Auckland. Waehrend man sich im Stadtzentrum wie in einer Groszstadt fuehlt, hat man in Devonport den Eindruck man waere in einem kleinen Vorort. Wir spazieren zunaechst der Kueste entlang Richtung North Head. Dort wartet ein kleiner alter Vulkanhuegel auf uns. So wie alle nicht bebauten Vulkanhuegel in Auckland, ist auch dieser dicht mit Gras und Baeumen bewachsen.
Wir sehen Paragleiter im vom Meer kommenden Wind am Huegel starten und schweben; Kinder rutschen auf Pappkartons den gruenen Huegel hinunter; Paerchen und Familien picknicken im Gruenen. Wir besichtigen die von Kriegszeiten uebriggebliebenen, begehbaren dunklen Bunkertunnel des Huegels. Das Panorama auf Auckland in die eine und Rangitoto Island in die andere Richtung bietet wieder gute Motive fuer die mitgebrachte, grosze Kamera. Am Fusze des Huegels, Richtung Norden, erstreckt sich der Cheltenham Beach. Wir gehen die Stiege hinab zu ebenjenem, entledigen uns unserer Schuhe und Socken und gehen den Strand entlang bis zu seinem anderen Ende. Das angenehm warme Meer umspuelt mit jeder Welle unsere von Teppichboeden verwoehnten Fuesze.
Um den auf unseren Fueszen klebenden Sand wieder loszuwerden gehen wir zum Mount Victoria barfusz. Auch dieser 'Berg' ist ein netter gruener Huegel im Panorama des Stadtteils und auch hier gab es frueher eine maechtige Geschuetzstellung. Ein paar mal machen wir Halt um Stacheln, die irgendeine verrueckte Pflanze auf der Strasze abgelegt hat, aus unseren Fueszen zu entfernen. Wir ziehen aber dennoch die Schuhe erst wieder am Mt Victoria selbst an. Auch dort haben wir wieder einen herrlichen Blick auf das Devonport umgebende Stadt und Meerpanorama. Wir schieszen Fotos und machen uns wieder auf den Weg zurueck zum Hafen.
Sonntag, 4. April 2010
Der Kampf mit dem Schicksalsberg
Fuer das Osterwochenende haben wir unseren ersten 'groszen' Ausflug geplant. Wir wollen das Tongariro Alpine Crossing (Links: Offizieller Folder des DOC zum Crossing, Wikipedia Englisch, Wikipedia Deutsch) gehen, eine 19km Wanderung durch den Tongariro National Park. Wir haben fuenf Tage frei (Freitag bis Dienstag, jeweils inklusive); drei davon werden wir unterwegs sein. Wir buchen einen Bus der Intercity Coachlines von Auckland nach National Park und zurueck. National Park ist nicht wie auch von uns zunaechst erwartet ein Nationalpark, sondern der Name eines kleinen Touristendorfes, das fast ausschlieszlich aus Lodges und anderen Backpackerunterkuenften besteht. Ein Ticket kostet 50NZD pro Strecke pro Person (wieder mal Studentenpreis), also etwa 25 Euro; Ziemlich guenstig fuer eine Strecke von etwa 350 Kilometern. Weniger ansprechend ist die Fahrzeit: 6 Stunden pro Strecke... Auch buchen wir gleich ein Hostel fuer 2 Naechte, inklusive dem Shuttlebus zum Ausgangspunkt der Wanderung und wieder zurueck vom Endpunkt. Die Bushinreise vergeht schneller als erwartet. Nach dem Verlassen der Stadt sind kaum noch grosze Gebaeude zu sehen: Es gibt am Land fast ausschlieszlich kleine, meist einstoeckige, huettenartige Holzhaeuser. Gruenflaechen und Weideplaetze soweit das Auge reicht. Erstaunlicherweise sehen wir mehr Rinder als Schafe. Der Busfahrer macht ein paar wenige Zwischenstopps. Leute steigen ein und aus. Vor uns plaudern eine Amerikanerin und eine Kanadierin ueber ihre bisherigen Erlebnisse hier und ihre weiteren Plaene.
Nach der Ankunft in National Park rufen wir beim Hostel an und bitten um Abholung von der Busstation. Das Hostel liegt in Erua, ein paar Kilometer suedlich von National Park, und ist zu Fusz nur ueber einen wenig spannenden Marsch am Straszenrand zu erreichen. Bald werden wir abgeholt. Angekommen am Hostel bemerken wir, dass wir uns dort noch mehr in der Einoede befinden, als noch zuvor im fast ausgestorbenen National Park. Wir checken ein und die Dame an der Rezeption, die uns gerade abgeholt hat ruft beim Shuttledienst fuer die Wanderung an. Sie reserviert zwei Plaetze fuer "Tobias. T-O-B-I-A-S. Tobias. Yes!". Die Nachricht scheint verstanden worden zu sein. Etwas spaeter treffen wir im Hostel drei weitere Reisende, die wir zuvor aus dem selben Bus haben aussteigen sehen: Sie wussten nicht, dass die Moeglichkeit eines Shuttles zum Hostel besteht und haben sich deswegen hierher zu Fusz aufgemacht. Auf halber Strecke wurden sie von einem freundlichen Polizisten aufgegriffen und den Rest des Weges hergefahren. Auch sie werden am Samstag das Tongariro Crossing gehen. Den restlichen Abend dieses Tages verbringen wir im Hostel damit zu Essen, Tee zu trinken und Fernzusehen. Im Aufenthaltsraum, der viele bequeme Couches, einen groszen Fernseher und einen Billiardtisch beherbergt sehen wir ein paar Folgen Family Guy. Ploetzlich kommen aus einem Wandschrank, aus dessen Richtung wir schon zuvor tiefe Subwoofer-Klaenge hoerten, ein paar Leute heraus. Versteckt hinter der Tuere dieses Schrankes befindet sich ein Heimkinoraum mit Sitzsaecken, Matratzen und Polstern. Ein Beamer projiziert auf eine grosze Styropor-Platte, die als Leinwand dient. Wir sehen uns Men in Black II an. Gleich darauf gehen wir schlafen. Die Wanderung beginnt schlieszlich schon um 06.45 --- Wir wollen die Wanderung nicht allzu muede beginnen.
Um 06.15 klingelt der Wecker. Anziehen, Essen einpacken, Zaehne putzen, Flaschen mit Wasser fuellen. Hier am Land schmeckt das Leitungswasser nicht wie in Auckland nach Chlor, sondern gleich gut wie bei uns zu Hause. Der Bus kommt puenktlich an. Wir steigen ein. Der Busfahrer sucht uns auf seiner Liste... Kein Tobias. Wir lassen die anderen einsteigen und reihen uns hinten nochmal an. Nein, kein Tobias auf der Liste. Es gibt einen Pobian. Kann es sein, dass er uns als Pobian auf der Liste hat? Der Name ist frei. Zwei Plaetze sind fuer diesen Bus auf diesen Namen reserviert. Wir fahren also als Pobian mit. Die Fahrt dauert etwa 40 Minuten. Wir sehen ein gelbes 'Achtung Kiwi' Schild am Straszenrand. Die letzten sieben Kilometer fuehren entlang einer Schotterstrasze zum Ausgangspunkt des Fuszweges. Wir muessen unsere Handynummer auf der Liste eintragen (fuer alle Faelle). Der Busfahrer weiszt uns darauf hin, dass dies -- bezogen auf die Zahl der Wanderer -- das wohl aktivste Wochenende dieses Jahres sein wird und dass wir auf keinen Fall den Bus zurueck verpassen duerfen/sollen. Der letzte Bus faehrt um 04.45pm. Es werden dort viele Busse und noch mehr Touristen warten. Der Busfahrer verabschiedet uns mit einem freundlichen 'You're gonna be amazed!'.
Wir gehen um ziemlich genau 07.30am los. Obwohl noch dicht bewoelkt, durchdringt die Sonne dort wo die Berge in den Himmel ragen (also dort wo wir hinwollen) die Wolken. Es ist nicht kalt, dennoch bin ich froh, dass ich mich fuer eine lange Hose entschieden habe. Meine Weste ziehe ich bald aus. Wir bewegen uns mit der maechtigen Menschenkolonne, die alle dasselbe Ziel vor Augen haben, auf die Berge zu. Viele lassen wir hinter uns. Nach dem ebenen bis leicht ansteigenden Einstieg der Wanderung beginnt schon bald ein erster groeberer Anstieg. Anstiege kuendigen sich in der Kolonne immer schon an, bevor man dort ist, da das Durchschnittstempo der Gruppe ploetzlich erheblich sinkt, was natuerlich weitere Ueberholmanoever provoziert. Hier, wo es noch nicht allzu steil ist, koennen wir leicht Zeit gutmachen; Zeit, die wir spaeter vielleicht noch brauchen werden. Grundsaetzlich waere es natuerlich schoen die Wanderung ohne jedweden Zeitdruck absolvieren zu koennen; da aber der letze Bus schon vergleichsweise frueh verkehrt und wir einen Abstecher vom normalen Weg geplant haben sollten wir nicht allzu viel Zeit verlieren.
Der eben erwaehnte Abstecher soll uns auf den Gipfel/Kraterrand des Mount Ngauruhoe fuehren. Dieser Vulkan, zuletzt ausgebrochen 1977, diente in der Verfilmung der Herr der Ringe Trilogie als Drehplatz fuer den Schicksalberg (Mount Doom). Wir koennen also bald von uns behaupten, wir waeren im tiefsten Mordor unterwegs gewesen. Der Abstecher dort hinauf soll uns (1) auf 2291 Meter und damit zum hoechsten Punkt dieser Wanderung fuehren und (2) einen wunderbaren Panoramablick auf die Umgebung eroeffnen. Laut Reisefuehrer, Internet und Busfahrer dauert der Aufstieg auf den Gipfel etwa zwei Stunden, der Abstieg eine halbe. Diese doch recht grosze Differenz in Auf- und Abstiegszeit scheint uns zwar etwas seltsam, da der Abstieg meist doch nicht sooo viel weniger Zeit in Anspruch nimmt als der Weg hinauf; wir werden spaeter aber bald eines besseren belehrt.
Nach dem ersten Anstieg folgt wieder eine flachere Passage an deren Ende ein Toilettenhaeuschen in Sichtweite auftritt. Wie erwartet warten davor schon viele viele WandererInnen. Kein Wunder: Die naechsten 10 Kilometer wird es weder Toiletten geben, noch Baeume oder grosze Felsen, die als Ersatz dafuer, oder zumindest als Sichtschutz herhalten koennten. Wir passieren die Wartenden. Es verdeutlicht sich immer mehr, dass dies tatsaechlich eine der beliebtesten Wanderungen in ganz Neuseeland ist (laut Wikipedia in den Sommermonaten mehr als 700 Leute pro Tag!): Obwohl man sich mitten im Nirgendwo befindet ist man nie alleine.
Vor dem naechsten Anstieg warnt uns ein Schild vor dem Fortsetzen des Weges: Man solle sich sicher sein, dass man fit genug und richtig ausgeruestet ist. Andernfalls solle man umkehren. Wir kehren um...

Pah :p ... Natuerlich setzen wir unseren Weg fort. Reiseberichte aus Internet und Reisefuehrern haben uns gewarnt, dass das Wetter hier sehr schnell von warm und sonnig auf kalt und regnerisch bzw sogar schneestuermisch umschlagen kann. So habe ich meine beiden Windjacken eingepackt, Reservesocken und Hauben. Das muss reichen. Wir gehen weiter: Der Weg fuehrt nun ueber Stufen immer hoeher, immer weiter in die Wolken hinein. Im Gaensemarsch aufwaerts. Zu unserer Rechten taucht eine Abzweigung auf, die aussieht wie ein Weg. Mein mitloggendes Navigationsgeraet zeigt einen Weg zum Mount Doom an. Wir zweigen ab.
Wir wissen von den zuvor genannten Resourcen, dass auf diesen Berg kein 'richtiger' Weg fuehrt, also wundern wir uns nicht, dass auch kein 'richtiger' Weg zu sehen ist. Man kaempft gegen den Berg, sucht sich selbst einen Weg. Noch sind wir unter der Wolkendecke. Wir machen Hoehenmeter, der Blick nach oben laesst uns jedoch glauben, dass der Kraterrand unerreichbar ist. Es wird immer anstrengender. Je hoeher wir kommen umso mehr wehrt sich der Berg. Wir gehen, klettern, bewegen uns auf allen vieren den steilen Berg hinauf. Das Lavageroell und das darunterliegende Sand/Staub/Asche-Gemisch lassen uns immer wieder zurueckrutschen. Der von uns gewaehlte Weg ist kraeftezehrend und anstrengend. Wir durchdringen die Wolkendecke, der Gipfel kommt trotzdem nicht naeher. Immer wieder treten wir, wie auch jene weiter ueber uns, Steine los, die einige 10 Meter weit nach unten rollen und dort Gott-seit-dank liegen bleiben. Aus diesem Grund hoert man immer wieder 'Watch out!' aus allen Richtungen. Nach langer Zeit sehen wir wie sich etwa 100 Meter zu unserer Linken viele Menschen an einem Pfad nach oben kaempfen, der begehbar aussieht. Wir bemuehen uns dort hinueber und: tatsaechlich, es gibt zwar keinen 'richtigen' Weg rauf zum Krater, aber einen der weitaus 'richtiger' scheint als der von uns gewaehlte. Beim Abstieg stellen wir fest, dass dieser sogar von einer markierten Abzweigung vom normalen Weg wegfuehrt. Waeren wir doch nur laenger am normalen Weg geblieben! Wir pausieren kurz, verspeisen einen Fleischriegel, trinken und kaempfen uns weiter. Das letzte Stueck dieses Weges ist wieder wie der von uns gewaehlte Weg: Zwei Schritte nach vor, einer zurueck ... wenn man Glueck hat! Es geht langsam voran, aber es geht voran. Der Kraterrand ist erreicht. Der Schicksalsberg ist bezwungen.

Wir genieszen den Ausblick. Leider geben die Wolken den Blick auf die Umgebung nach wie vor nicht frei. Nichtsdestotrotz wunderschoen: Ueber uns nur blauer Himmel und die Sonne. Unter uns nur der Krater und der steile, eben von uns bezwungene Vulkan. Weiter unten bedeckt die Wolkendecke fast alles wie ein riesengroszer flauschiger weiszer Teppich. Nur dort, wo unser Pfad weitergeht, durchstoszen die Berge die Wolken. Unbeschreiblich. Obgleich wissend, dass Fotos das Panorama nicht festhalten koennen, machen wir einige Fotos. Wir jausnen und sind froh unseren Beinen eine Pause goennen zu koennen.
Kurz nach 11am beginnen wir den Abstieg. Und: In der Tat, es geht wesentlich schneller und leichter als der Aufstieg. Das, was den Aufstieg zur Qual gemacht hat, erleichtert den Abstieg ungemein: Mit jedem Schritt rutscht man einen weiteren im lockeren Sand/Asche/Geroell-Gemisch hinunter. So laufen, gleiten und springen wir den Hang hinunter. Es ist nicht 'nicht anstrengend', aber dennoch energiesparender als langsam hinunterzugehen. Der Nachteil dieser Vorgehensweise: Mit jedem Schritt schaufelt man mehr Steine und Staub in seine Schuhe. Jetzt zahlen sich die Reservesocken aus! Am Fusze des Vulkans leeren wir unsere Schuhe aus und ziehen frische Socken an.

Die naechsten paar hundert Meter sind wieder vollkommen flach und gleichen einem Spaziergang. Wir genieszen das schlendern und sind froh die Beine nicht allzu hoch heben zu muessen. Schnell sind wir am naechsten und vorletzten Anstieg angekommen. Langsam geht es aufwaerts. Immer wieder bleibe ich stehen um den zuvor bestiegenen maechtigen Vulkankegel in seiner ganzen Pracht abzulichten. Am Ende dieses Anstiegs haben wir freie Sicht auf den nach Schwefel riechenden 'Roten Krater'. Wir passieren die Abzweigung zum Gipfel des Mount Tongariro. Leider haben wir keine Zeit auch diesem einen Besuch abzustatten. Wir passieren die dampfende Erde des Roten Kraters und rutschen und springen wieder (aehnlich wie bereits zuvor) hinunter zu den drei tiefgruenen Emerald Lakes. Wir machen am Ufer des groeszeren Sees kurz Rast und setzen dann unseren Weg in Richtung des letzten kurzen Anstiegs fort. Ab dem groszen blauen Kratersee fuehrt der Weg stetig bergab.

Nicht allzu steil schlaengelt sich der Weg hinunter, immer Lake Rotoaira und Lake Taupo im Blickfeld. Wir freuen uns schon auf die Heimfahrt, Duschen und Essen. Obwohl wir nicht richtig 'schmutzig' geworden sind, klebt dennoch ueberall der Staub/die Asche des Vulkans an uns. Wir erreichen bald eine Huette an der es ein WC (natuerlich steht auch hier eine lange Schlange an wartenden) und Trinkwasser gibt. Trinkwasser! Haette ich doch blosz meine Jacken zu Hause gelassen und stattdessen mehr Wasser eingepackt. Ich trinke das restliche, aufgesparte Wasser aus. Wir fuellen unsere Flaschen auf und gehen weiter. Laut Hinweistafel sind es noch anderthalb Stunden bis zum Ziel. 45 Minuten spaeter geht der Weg ueber in einen Waldweg. Der letzte Blick zurueck zeigt den Weg, den wir eben gegangen sind, skizziert durch die vielen Wanderer, die sich dort im Gaensemarsch langsam Kurve um Kurve hintunterbewegen. Ab hier gehen auch wir wieder im Gaensemarsch dem Ziel entgegen. Um ziemlich genau 4pm erreichen wir das Ziel. Wir setzen uns in die Wiese, strecken die Beine aus und warten. Wir habens geschafft. Der Bus kommt puenktlich um 04.45pm an: 'We are on the list as Pobian.' 'Alright. Hop in!'
Wir duschen, essen und genieszen den Rest des Abends im Schrankkino. Wir sehen uns 'Batman: The Dark Knight' an. Danach wieder ab ins Bett. Die folgende Nacht ist um eine Stunde laenger als gewoehnlich: Zeitumstellung. Jetzt trennen uns nur noch +10 Stunden von Daheim. Am Vormittag des folgenden Tages warten wir auf den Bus. Bald sind wir die einzigen verbleibenden Gaeste im Hostel. Alle anderen sind auf Ausfluegen oder schon abgereist. Wir schauen uns 'Matrix: Revolutions' an und werden um 12.30pm zum Bus gefahren.
Spaeter, 30km vor dem Ziel machen wir einen Halt an einer Tankstelle. Wir bleiben im Bus. Der Busfahrer laesst den Motor laufen, tankt und raucht dabei. Fahrlaessig! Puenktlich um 07.00pm kommen wir an. In Auckland ist es wesentlich waermer als 350 Kilometer weiter suedlich.
Nach der Ankunft in National Park rufen wir beim Hostel an und bitten um Abholung von der Busstation. Das Hostel liegt in Erua, ein paar Kilometer suedlich von National Park, und ist zu Fusz nur ueber einen wenig spannenden Marsch am Straszenrand zu erreichen. Bald werden wir abgeholt. Angekommen am Hostel bemerken wir, dass wir uns dort noch mehr in der Einoede befinden, als noch zuvor im fast ausgestorbenen National Park. Wir checken ein und die Dame an der Rezeption, die uns gerade abgeholt hat ruft beim Shuttledienst fuer die Wanderung an. Sie reserviert zwei Plaetze fuer "Tobias. T-O-B-I-A-S. Tobias. Yes!". Die Nachricht scheint verstanden worden zu sein. Etwas spaeter treffen wir im Hostel drei weitere Reisende, die wir zuvor aus dem selben Bus haben aussteigen sehen: Sie wussten nicht, dass die Moeglichkeit eines Shuttles zum Hostel besteht und haben sich deswegen hierher zu Fusz aufgemacht. Auf halber Strecke wurden sie von einem freundlichen Polizisten aufgegriffen und den Rest des Weges hergefahren. Auch sie werden am Samstag das Tongariro Crossing gehen. Den restlichen Abend dieses Tages verbringen wir im Hostel damit zu Essen, Tee zu trinken und Fernzusehen. Im Aufenthaltsraum, der viele bequeme Couches, einen groszen Fernseher und einen Billiardtisch beherbergt sehen wir ein paar Folgen Family Guy. Ploetzlich kommen aus einem Wandschrank, aus dessen Richtung wir schon zuvor tiefe Subwoofer-Klaenge hoerten, ein paar Leute heraus. Versteckt hinter der Tuere dieses Schrankes befindet sich ein Heimkinoraum mit Sitzsaecken, Matratzen und Polstern. Ein Beamer projiziert auf eine grosze Styropor-Platte, die als Leinwand dient. Wir sehen uns Men in Black II an. Gleich darauf gehen wir schlafen. Die Wanderung beginnt schlieszlich schon um 06.45 --- Wir wollen die Wanderung nicht allzu muede beginnen.
Um 06.15 klingelt der Wecker. Anziehen, Essen einpacken, Zaehne putzen, Flaschen mit Wasser fuellen. Hier am Land schmeckt das Leitungswasser nicht wie in Auckland nach Chlor, sondern gleich gut wie bei uns zu Hause. Der Bus kommt puenktlich an. Wir steigen ein. Der Busfahrer sucht uns auf seiner Liste... Kein Tobias. Wir lassen die anderen einsteigen und reihen uns hinten nochmal an. Nein, kein Tobias auf der Liste. Es gibt einen Pobian. Kann es sein, dass er uns als Pobian auf der Liste hat? Der Name ist frei. Zwei Plaetze sind fuer diesen Bus auf diesen Namen reserviert. Wir fahren also als Pobian mit. Die Fahrt dauert etwa 40 Minuten. Wir sehen ein gelbes 'Achtung Kiwi' Schild am Straszenrand. Die letzten sieben Kilometer fuehren entlang einer Schotterstrasze zum Ausgangspunkt des Fuszweges. Wir muessen unsere Handynummer auf der Liste eintragen (fuer alle Faelle). Der Busfahrer weiszt uns darauf hin, dass dies -- bezogen auf die Zahl der Wanderer -- das wohl aktivste Wochenende dieses Jahres sein wird und dass wir auf keinen Fall den Bus zurueck verpassen duerfen/sollen. Der letzte Bus faehrt um 04.45pm. Es werden dort viele Busse und noch mehr Touristen warten. Der Busfahrer verabschiedet uns mit einem freundlichen 'You're gonna be amazed!'.
Wir gehen um ziemlich genau 07.30am los. Obwohl noch dicht bewoelkt, durchdringt die Sonne dort wo die Berge in den Himmel ragen (also dort wo wir hinwollen) die Wolken. Es ist nicht kalt, dennoch bin ich froh, dass ich mich fuer eine lange Hose entschieden habe. Meine Weste ziehe ich bald aus. Wir bewegen uns mit der maechtigen Menschenkolonne, die alle dasselbe Ziel vor Augen haben, auf die Berge zu. Viele lassen wir hinter uns. Nach dem ebenen bis leicht ansteigenden Einstieg der Wanderung beginnt schon bald ein erster groeberer Anstieg. Anstiege kuendigen sich in der Kolonne immer schon an, bevor man dort ist, da das Durchschnittstempo der Gruppe ploetzlich erheblich sinkt, was natuerlich weitere Ueberholmanoever provoziert. Hier, wo es noch nicht allzu steil ist, koennen wir leicht Zeit gutmachen; Zeit, die wir spaeter vielleicht noch brauchen werden. Grundsaetzlich waere es natuerlich schoen die Wanderung ohne jedweden Zeitdruck absolvieren zu koennen; da aber der letze Bus schon vergleichsweise frueh verkehrt und wir einen Abstecher vom normalen Weg geplant haben sollten wir nicht allzu viel Zeit verlieren.
Der eben erwaehnte Abstecher soll uns auf den Gipfel/Kraterrand des Mount Ngauruhoe fuehren. Dieser Vulkan, zuletzt ausgebrochen 1977, diente in der Verfilmung der Herr der Ringe Trilogie als Drehplatz fuer den Schicksalberg (Mount Doom). Wir koennen also bald von uns behaupten, wir waeren im tiefsten Mordor unterwegs gewesen. Der Abstecher dort hinauf soll uns (1) auf 2291 Meter und damit zum hoechsten Punkt dieser Wanderung fuehren und (2) einen wunderbaren Panoramablick auf die Umgebung eroeffnen. Laut Reisefuehrer, Internet und Busfahrer dauert der Aufstieg auf den Gipfel etwa zwei Stunden, der Abstieg eine halbe. Diese doch recht grosze Differenz in Auf- und Abstiegszeit scheint uns zwar etwas seltsam, da der Abstieg meist doch nicht sooo viel weniger Zeit in Anspruch nimmt als der Weg hinauf; wir werden spaeter aber bald eines besseren belehrt.
Nach dem ersten Anstieg folgt wieder eine flachere Passage an deren Ende ein Toilettenhaeuschen in Sichtweite auftritt. Wie erwartet warten davor schon viele viele WandererInnen. Kein Wunder: Die naechsten 10 Kilometer wird es weder Toiletten geben, noch Baeume oder grosze Felsen, die als Ersatz dafuer, oder zumindest als Sichtschutz herhalten koennten. Wir passieren die Wartenden. Es verdeutlicht sich immer mehr, dass dies tatsaechlich eine der beliebtesten Wanderungen in ganz Neuseeland ist (laut Wikipedia in den Sommermonaten mehr als 700 Leute pro Tag!): Obwohl man sich mitten im Nirgendwo befindet ist man nie alleine.
Vor dem naechsten Anstieg warnt uns ein Schild vor dem Fortsetzen des Weges: Man solle sich sicher sein, dass man fit genug und richtig ausgeruestet ist. Andernfalls solle man umkehren. Wir kehren um...

Pah :p ... Natuerlich setzen wir unseren Weg fort. Reiseberichte aus Internet und Reisefuehrern haben uns gewarnt, dass das Wetter hier sehr schnell von warm und sonnig auf kalt und regnerisch bzw sogar schneestuermisch umschlagen kann. So habe ich meine beiden Windjacken eingepackt, Reservesocken und Hauben. Das muss reichen. Wir gehen weiter: Der Weg fuehrt nun ueber Stufen immer hoeher, immer weiter in die Wolken hinein. Im Gaensemarsch aufwaerts. Zu unserer Rechten taucht eine Abzweigung auf, die aussieht wie ein Weg. Mein mitloggendes Navigationsgeraet zeigt einen Weg zum Mount Doom an. Wir zweigen ab.
Wir wissen von den zuvor genannten Resourcen, dass auf diesen Berg kein 'richtiger' Weg fuehrt, also wundern wir uns nicht, dass auch kein 'richtiger' Weg zu sehen ist. Man kaempft gegen den Berg, sucht sich selbst einen Weg. Noch sind wir unter der Wolkendecke. Wir machen Hoehenmeter, der Blick nach oben laesst uns jedoch glauben, dass der Kraterrand unerreichbar ist. Es wird immer anstrengender. Je hoeher wir kommen umso mehr wehrt sich der Berg. Wir gehen, klettern, bewegen uns auf allen vieren den steilen Berg hinauf. Das Lavageroell und das darunterliegende Sand/Staub/Asche-Gemisch lassen uns immer wieder zurueckrutschen. Der von uns gewaehlte Weg ist kraeftezehrend und anstrengend. Wir durchdringen die Wolkendecke, der Gipfel kommt trotzdem nicht naeher. Immer wieder treten wir, wie auch jene weiter ueber uns, Steine los, die einige 10 Meter weit nach unten rollen und dort Gott-seit-dank liegen bleiben. Aus diesem Grund hoert man immer wieder 'Watch out!' aus allen Richtungen. Nach langer Zeit sehen wir wie sich etwa 100 Meter zu unserer Linken viele Menschen an einem Pfad nach oben kaempfen, der begehbar aussieht. Wir bemuehen uns dort hinueber und: tatsaechlich, es gibt zwar keinen 'richtigen' Weg rauf zum Krater, aber einen der weitaus 'richtiger' scheint als der von uns gewaehlte. Beim Abstieg stellen wir fest, dass dieser sogar von einer markierten Abzweigung vom normalen Weg wegfuehrt. Waeren wir doch nur laenger am normalen Weg geblieben! Wir pausieren kurz, verspeisen einen Fleischriegel, trinken und kaempfen uns weiter. Das letzte Stueck dieses Weges ist wieder wie der von uns gewaehlte Weg: Zwei Schritte nach vor, einer zurueck ... wenn man Glueck hat! Es geht langsam voran, aber es geht voran. Der Kraterrand ist erreicht. Der Schicksalsberg ist bezwungen.

Wir genieszen den Ausblick. Leider geben die Wolken den Blick auf die Umgebung nach wie vor nicht frei. Nichtsdestotrotz wunderschoen: Ueber uns nur blauer Himmel und die Sonne. Unter uns nur der Krater und der steile, eben von uns bezwungene Vulkan. Weiter unten bedeckt die Wolkendecke fast alles wie ein riesengroszer flauschiger weiszer Teppich. Nur dort, wo unser Pfad weitergeht, durchstoszen die Berge die Wolken. Unbeschreiblich. Obgleich wissend, dass Fotos das Panorama nicht festhalten koennen, machen wir einige Fotos. Wir jausnen und sind froh unseren Beinen eine Pause goennen zu koennen.
Kurz nach 11am beginnen wir den Abstieg. Und: In der Tat, es geht wesentlich schneller und leichter als der Aufstieg. Das, was den Aufstieg zur Qual gemacht hat, erleichtert den Abstieg ungemein: Mit jedem Schritt rutscht man einen weiteren im lockeren Sand/Asche/Geroell-Gemisch hinunter. So laufen, gleiten und springen wir den Hang hinunter. Es ist nicht 'nicht anstrengend', aber dennoch energiesparender als langsam hinunterzugehen. Der Nachteil dieser Vorgehensweise: Mit jedem Schritt schaufelt man mehr Steine und Staub in seine Schuhe. Jetzt zahlen sich die Reservesocken aus! Am Fusze des Vulkans leeren wir unsere Schuhe aus und ziehen frische Socken an.

Die naechsten paar hundert Meter sind wieder vollkommen flach und gleichen einem Spaziergang. Wir genieszen das schlendern und sind froh die Beine nicht allzu hoch heben zu muessen. Schnell sind wir am naechsten und vorletzten Anstieg angekommen. Langsam geht es aufwaerts. Immer wieder bleibe ich stehen um den zuvor bestiegenen maechtigen Vulkankegel in seiner ganzen Pracht abzulichten. Am Ende dieses Anstiegs haben wir freie Sicht auf den nach Schwefel riechenden 'Roten Krater'. Wir passieren die Abzweigung zum Gipfel des Mount Tongariro. Leider haben wir keine Zeit auch diesem einen Besuch abzustatten. Wir passieren die dampfende Erde des Roten Kraters und rutschen und springen wieder (aehnlich wie bereits zuvor) hinunter zu den drei tiefgruenen Emerald Lakes. Wir machen am Ufer des groeszeren Sees kurz Rast und setzen dann unseren Weg in Richtung des letzten kurzen Anstiegs fort. Ab dem groszen blauen Kratersee fuehrt der Weg stetig bergab.

Nicht allzu steil schlaengelt sich der Weg hinunter, immer Lake Rotoaira und Lake Taupo im Blickfeld. Wir freuen uns schon auf die Heimfahrt, Duschen und Essen. Obwohl wir nicht richtig 'schmutzig' geworden sind, klebt dennoch ueberall der Staub/die Asche des Vulkans an uns. Wir erreichen bald eine Huette an der es ein WC (natuerlich steht auch hier eine lange Schlange an wartenden) und Trinkwasser gibt. Trinkwasser! Haette ich doch blosz meine Jacken zu Hause gelassen und stattdessen mehr Wasser eingepackt. Ich trinke das restliche, aufgesparte Wasser aus. Wir fuellen unsere Flaschen auf und gehen weiter. Laut Hinweistafel sind es noch anderthalb Stunden bis zum Ziel. 45 Minuten spaeter geht der Weg ueber in einen Waldweg. Der letzte Blick zurueck zeigt den Weg, den wir eben gegangen sind, skizziert durch die vielen Wanderer, die sich dort im Gaensemarsch langsam Kurve um Kurve hintunterbewegen. Ab hier gehen auch wir wieder im Gaensemarsch dem Ziel entgegen. Um ziemlich genau 4pm erreichen wir das Ziel. Wir setzen uns in die Wiese, strecken die Beine aus und warten. Wir habens geschafft. Der Bus kommt puenktlich um 04.45pm an: 'We are on the list as Pobian.' 'Alright. Hop in!'
Wir duschen, essen und genieszen den Rest des Abends im Schrankkino. Wir sehen uns 'Batman: The Dark Knight' an. Danach wieder ab ins Bett. Die folgende Nacht ist um eine Stunde laenger als gewoehnlich: Zeitumstellung. Jetzt trennen uns nur noch +10 Stunden von Daheim. Am Vormittag des folgenden Tages warten wir auf den Bus. Bald sind wir die einzigen verbleibenden Gaeste im Hostel. Alle anderen sind auf Ausfluegen oder schon abgereist. Wir schauen uns 'Matrix: Revolutions' an und werden um 12.30pm zum Bus gefahren.
Spaeter, 30km vor dem Ziel machen wir einen Halt an einer Tankstelle. Wir bleiben im Bus. Der Busfahrer laesst den Motor laufen, tankt und raucht dabei. Fahrlaessig! Puenktlich um 07.00pm kommen wir an. In Auckland ist es wesentlich waermer als 350 Kilometer weiter suedlich.
Das Hoehenprofil und der Weg: ![]() |
TongariroCrossing auf einer größeren Karte anzeigen |
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